Kuba 2015 – Reisebericht
Die Zeichen, dass sich Kuba langsam dem Westen annähert – oder andersherum – mehren sich. Nachdem es seit Jahren wieder ein Händeschütteln zwischen dem amerikanischen und dem kubanischen Präsidenten gab und das Land von der amerikanischen Terrorliste genommen wurde, beweisen dies.
Doch unsere Pläne, diese karibische Insel noch vor dem Einfall der Amerikaner zu bereisen, wurden bereits zuvor mit dem Ticketkauf fixiert. Leider war es das an früher Vorbereitung auch schon, was zur Folge hatte, dass wir in Deutschland keinen Mietwagen mit ordentlichen Konditionen zu einem vernünftigen Preis buchen konnten. Ohne diese Option und mit den im Netz gelesenen Geschichten, was so alles hier passieren kann (abgeschraubte Reifen, geklaute Firmenlogos,…), entschieden wir uns, dem im Reiseführer angegebenen „Mietwagen samt Fahrer“-Angebot eine Chance zu geben. Da auf der Webseite keine weiteren Angaben zu finden waren, ließen wir uns überraschen, ob ein Fahrer auftauchen wird. Die Option, alles mit dem Bus zurück zu legen, gab es ja auch noch.
Beim Suchen der Unterkünfte waren wir von vornherein auf Casa particulares, also Privatunterkünfte aus. Während der Planung bin ich öfters über die Seite www.bbinnvinales.com gestolpert und wollte diesr eine Chance geben. Da die meisten Kubaner keinen eigenen Zugang zum Internet haben, reserviert man über die Webseite und die kubanische Agentur fragt telefonisch bei den einzelnen Casas an. Um es vorweg zu nehmen, die Reservierungen waren immer vorhanden.
Anreise und Havanna
Unser Flug mit Condor glich zwar in Teilen einer Kaffeefahrt, wo sie ihre Premium Services anboten, insgesamt aber war auch der normale Service sehr gut. Für den Anflug auf Kuba musste die Route geändert werden, da sich über Havanna noch eine riesige Gewitterfront befand. Eben jene brachte der Stadt den ersten Regen seit vier Monaten, der so stark ausfiel, dass teilweise ganze Viertel einen halben Meter unter Wasser standen. Bei unserem Spaziergang durch die Stadt war nicht nur der Schlamm auf den Straßen, sondern auch die Wasserstände an den Fassaden zu sehen.
Da am Flughafen der Geldautomat seine sichere VPN-Verbindung verloren hatte, mussten wir uns zunächst Geld beschaffen. Dazu sind wir in eine Filiale von Cadeca gegangen, wo dies auch mit einer Kreditkarte möglich ist. Neben einem Spaziergang durch Havanna Vieja, dem alten Zentrum, besuchten wir die Partagas Zigarrenfabrik (mit den Marken Cohiba, Montechristo) und fuhren mit dem normalen Linienbus zur Plaza de la Revolucion, wo die Konturen von Che Guevaras und Camilo Cienfuegos Gesichtern an Häuserwänden zu finden sind.
Als wir uns am nächsten Morgen über eine Stunde vor dem vereinbarten Termin noch überlegten, was passiert, wenn der Fahrer nicht kommen sollte, stand er abfahrbereit vor unserer Casa – welch‘ erste Erleichterung, dass dies geklappt hat.
Viñales und der Westen
Als erstes fuhren wir raus aus dem Großstadttrubel in Richtung Vinales. In der Karstlandschaft um dieses Städtchen haben wir Wanderungen unternommen und dabei die Bestellung von Plantagen sowie die Trockenhäuser von Tabak gesehen. Nach einer Besichtigung einer großen Tabakplantage der Marke Robaina führte unser Weg durch Pinar del Rio zur Anlegestelle, um nach Cayo Levisa überzusetzen. Der Kahn benötigte gefühlte Stunden, um die schon fast greifbare Insel zu erreichen. Es fühlte sich an, als würde ein Rasenmähermotor uns antreiben. Auf der Rückfahrt von der Insel, die nur aus einem Hotel und Strand für Touristen besteht, wurde es noch abenteuerlicher. Die Passagiere sahen sich ungläubig an, als der „Kapitän“ plötzlich rief, dass alle sich nach links begeben sollten, um Schlagseite zu verhindern.
Von Las Terrazas nach Santa Clara musste eine größere Strecke zurück gelegt werden. Leider meinte es das Wetter nicht so gut mit uns und bescherte uns Regen bei der Besichtigung der Schweinebucht. Schmerzlich mussten wir am Abend feststellen, dass das Fenster unserer Casa im Zentrum direkt zur Haupt-Durchfahrtsstraße ausgerichtet war. So kamen wir nicht nur in den Genuss von Autolärm, sondern der hier noch öfters eingesetzten Pferdekarren bis tief in die Nacht – von einem Einsetzen des Getöses vor Sonnenaufgang ganz zu schweigen. Nach dem Besuch des Mausoleums von Che Guevara führte unsere Route über Cienfuegos zur Laguna Guanaroca, wo man durch Mangrovenwälder gerudert wurde und Flamingos zu sehen waren. Die Wanderung zum Wasserfall El Nicho danach war zumindest am Ende der Trockenheit nicht so spektakulär.
In Trinidad blieben wir das erste mal zwei Nächte, was auch mehr als lohnend war. Die engen, malerischen Straßen der kleinen Stadt sind noch häufig mit den für Kuba typischen alten US-Karossen befahren und wir konnten das kubanische treiben beobachten. Unser Fahrer setzte uns am letzte gemeinsamen Tag in Camagüey ab, von wo es mit einem öffentlichen Bus weiter in den Südosten bis nach Santiago de Cuba ging.
Der Rhythmus von Santiago de Cuba
Hier hatten wir zwei Tage, um die Wärme noch etwas zu genießen und den Rhythmus Kubas nochmal richtig zu erleben. Wir sind bei unseren Streifzügen um die „Casa de la Trova“ nahe der Plaza Céspedes gestolpert, wo Klänge von Livemusik zu hören waren. Nachmittags war es noch konstenfrei, am Abend war der Eintritt nur 1 CUC, was mehr als gerechtfertigt ist. Wir hörten Stücke der Gruppe um Vicky Reyes, die viele Besucher anlockten. Die letzten entspannten Nächte verbrachten wir im Roy’s Terrace Inn, was nicht nur sehr zentral liegt, sondern auch mit einer schönen Terrasse zum entspannen einlädt.
Unsere Rückreise begann mit dem Übernachtbus von Santiago de Cuba nach Havanna in nur 16 1/2 Stunden. Die Fahrt selbst war angesichts der Straßenverhältnisse recht angenehm, außer dass wir uns fühlten wie eine schockgefrostete Sardelle. Unser Busfahrer schien Mr. Cool gewesen zu sein, denn selbst mit meinen zwei Fleecejacken wurde die letzten Stunden fleißig gefroren bei nur etwas über 10 °C. Immerhin waren wir pünktlich in Havanna.
In den Stunden vor dem Rückflug am selben Abend haben wir eine Rundfahrt durch Havanna unternommen und die letzten Eindrücke des bunten Treibens auf den Straßen aufgesogen. Die Rückreise nach Deutschland war sehr angenehm, sofern man sie am richtigen Terminal in Havanna startet…