Marokko – Königsstädte, Wüste und orientalische Kultur

Für den diesjährigen Weihnachtsurlaub sollte es in südlichere Regionen gehen, gerne wärmer sein und vor allem etwas exotischer werden. Da wir erst vor kurzem aus Réunion und Mauritius zurück gekommen waren, war ein kürzerer Flug willkommen. Nach kurzer Überlegung fiel die Wahl auf Marokko. Mit arabischer Kultur und Wüste sollte für Abwechslung gesorgt sein.

Überrascht wurde ich am Tag vor dem Abflug über die Nachricht, dass der Flug mit dem tunesischen Billigflieger Nouvelair anstelle Royal Air Maroc durchgeführt wird. Die hatte ich erstmal googlen müssen, da ich von denen noch nie etwas  gehört hatte. Der Flug war aber OK, lediglich das Essen war nicht der Brüller. Nach Landung am späten Abend wurde in Marrakesch übernachtet, ehe es am kommenden Morgen mit dem Mietwagen nach Casablanca ging, wo der Urlaub erst so richtig beginnen sollte. Zum Mietwagen sollte man noch sagen, dass es sich um einen Dacia Logan mit über 86.000 km handelte, der schon mit etlichen Beulen und Blessuren verziert war.

Noch vor dem Einchecken ging es direkt zur 1993 erbauten Hassan-II.-Moschee. Im Inneren bietet sie Platz für 25.000 Gläubige und hat ein Dach zum Öffnen, auf den Platz davor passen 80.000 Menschen. Dazu sind im Keller riesige Räume für die rituellen Waschungen und ein Laser-Strahl zeigt von der Turmspitze gen Mekka.

Am nächsten Morgen durchstreiften wir die Altstadt von Rabat, deren Häuser zur Hälfte blau gestrichen sind und durch das Tor Bab Oudaia erreicht werden können. Durch den Teppich-Suk führte uns unser Weg zum Turm Le Tour Hassan, einem der ehrgeizigsten Bauprojekte der Almohaden. Er blieb nach einem Erdbeben übrig, das die Moschee 1755 zerstört wurde. Am Nachmittag erreichten wir Meknès. Dort streiften wir durch die schmalen Gassen der Medina. Auf dem Place el-Hedim standen Schlangenbeschwörer und andere Artisten herum und bespaßten ihre Landsleute während die untergehende Sonne den Platz und das Bab el-Mansour Tor in warmen Farben erstrahlen ließ.

Der nächste Stopp war Volubilis, eine römische Ruine, die im 3. Jahrhundert vor Christus entstand und zu einer der entlegensten Vorposten des Römischen Reiches zählt. Obwohl viel Marmor zum Palastbau entschwand, sind noch einige originale Mosaike, Olivenpressen und ein Triumphbogen vorhanden.

Durch die Medina von Fes

Die Königsstadt Fes lockte uns mit seiner Medina, den engen Gassen und Basaren. Beginnend vom Bab Bou Jeloud, dem westlichen Haupttor, wird die frühere Hauptstad von Menschen durchströmt, umgeben von duftende Gewürzen, Essensständen und Handwerkerläden. Nicht nur Touristen sind dort anzutreffen, sondern vor allem die dort lebenden Marokkaner, die ihren täglichen Geschäften nachgehen. Die Kairouine-Moschee beherbergt die älteste Universität der Welt und liegt inmitten der Medina.


Unweit davon finden sich die Chaouwara-Gerbereien. Nicht nur der Gestank von Fellen und Färbemitteln verkündet dies, sondern auch die vielen Lederhändler, die quasi einen Direktverkauf anbieten. Von deren Terrassen bekommt man meist einen famosen Ausblick über die mannshohen gemauerten Becken, in denen gegerbt und gefärbt wird. Am Abend hatte ich dann meinen ersten Kamelburger und muss sagen, dass er sehr lecker war.

So viel Schnee im Atlas-Gebirge

Mit sieben Stunden Fahrt bis nach Merzouga wartete die längste Etappe auf uns. Dabei passierten wir Ifrane, einer Stadt im Hohen Atlas. Dass es auf Grund der Höhe kühler werden würde hatten wir erwartet. Aber nicht, dass wir dort eineinhalb Stunden durch schneebedeckte Landschaft fuhren, einen Skiclub passierten und sogar einen Schlittenberg zu sehen bekamen. Die Schlitten selbst waren aus alten Skiern und Holzpaletten zusammengebaute Renn-Rodel. Da lag in Marokko mehr Schnee als zu Hause.

Zum „Kamelreiten“ in die Wüste

Als wir am späten Nachmittag nach Passieren des Hohen Atlas in Merzouga ankamen wechselten wir das Fortbewegungsmittel und auf Dromedaren ließen wir uns durch die Dünen des Erg Chebbi schaukeln. Zum Abendessen wurde traditionell in einer Tajine zubereitetes Huhn serviert, ehe wir uns in ein Berberzelt verkrochen und uns für die kalte Nacht einmummelten.

Nach der Rückkehr am nächsten Morgen stand der kleine Ort N’Kob als Tagesziel notiert. Dort hatten wir ein Zimmer in einer Kasbah, einer traditionellen Festung, die größtenteils aus Stampflehm errichtet werden. Die Schatten spendenden Zelte und der Pool im Innenhof machen das in wärmeren Monaten zu einem noch erholsameren Ort als so schon. Zu Abend bestellten wir im Haus eine Tajine, die vor dem lodernden Feuer des Kamins verspeist wurden. Eine erfreuliche Stimmung machte sich an Heiligabend breit, während man sonst nur minimal an Weihnachten erinnert wurde. Das überaus leckere traditionelle Frühstück im Sonnenschein und auf Schaffellen sitzend genossen wir sondergleichen.

Für einen zweiten Ausflug in die Wüste fuhren wir über sandverwehte Straßen nach M’Hamid, von wo aus wir abermals auf Dromedaren zum Erg Chegaga starteten. Mit reichlich unbequemeren „Sätteln“ und einer rund dreimal so langen Strecke wie das letzte Mal war der Ausflug bei harschem Wind ungemütlich. Mit schmerzendem Sitzfleisch waren wir froh, das Camp erreicht zu haben, da an den nächsten Tagen Jeeps uns weiter brachten. Rot leuchtende Wolken ließen uns in den nächsten Tag starten. Vorbei an Tiefbrunnen für die umherziehenden Nomaden passierten wir eine Oase samt Palmenhain, ehe wir unser doch sehr abgeschiedenes Camp zwischen den Dünen erreichten. Da es keine Sonnenkollektoren gab, wurde das Essen im Kerzenschein serviert und selbst im WC Kerzen zur Beleuchtung aufgestellt. Auf der Rückfahrt war der nächste Gebirgskamm, der ebenfalls die Grenze Marokkos zu Algerien darstellt, zu sehen.

Die berühmtesten Schluchten Marokkos

Tagesziel war die Todra-Schlucht, die wir auch rechtzeitig vor Sonnenuntergang erreichten und  in den letzten warmen Sonnenstrahlen durchfahren konnten. Heute hatten wir das Glück, die Jungfernnacht in einem neuen Zimmer zu verbringen. So hatten wir das erste Mal eine Klimaanlage, die sich auch als Heizer nutzen ließ. Das war auch mehr als nützlich, wenn man morgens die überfrorenen Wiesen gesehen hat. Nächstes Highlight war die Dades-Schlucht, die nicht nur eine enge Furt zwischen zwei immens hohen Felswänden entlang eines Flusses bietet, sondern auch einen spektakulären Blick über die Straße, die sich nach oben windet.

Auf dem Zwischenstopp in Ouazazarte entdeckten wir eine weitere Spezialität Marokkos: Hühnchen mit Mandeln in Blätterteig mit Zimt und Puderzucker. Am Ortsausgang passierten wir die Atlas Studios, wo viele Hollywood-Filme gedreht werden. Die frühere Karawanserei Ait Ben Haddou ist nur zu Fuß über eine Brücke erreichbar. In den engen Gassen sind kaum Einwohner dafür umso mehr Händler und Touristen zu sehen. Auch hier wurden Filme wie Gladiator oder Game of Thrones gedreht. Durch die Canyon-artige Landschaft fuhren wir nach Telouet, von wo aus die teils unbefestigte Straße nach oben zum Tizi-n’Tichka Pass auf 2260 m führt.

Marrakesch – Ein Märchen aus 1001 Nacht

Am späten Abend erreichten wir Marrakesch. Auf der Suche nach einem Restaurant zum Abendessen am Place des Ferblantiers folgten wir einer Empfehlung und landeten in einem Lokal, das über unserem Budget lag und für das wir nicht adäquat gekleidet waren. Beim Hinausgehen wurden wir vom Kellner gefragt, woran es lag. Wenn es am hohen Preis liegt, gab er uns den Tipp zu einem Restaurant um die Ecke zu gehen, das tatsächlich weniger als ein Drittel kostete aber ebenfalls fantastisches Essen hatte, das auch noch auf einer Dachterrasse serviert wurde.

Das richtige Sightseeing starteten wir am nächsten Tag und besuchten den Palais de Bahia, die Saadier- oder Saaditen-Gräber, das Bab Agnaou und ganz speziell den Jemaa el-Fna-Platz. An letzterem lohnt es sich, auf eine Dachterrasse der umliegenden Cafés zu setzen und den Trubel auf sich wirken zu lassen. Neben vielen durchaus aufdringlichen und allerlei Sprachen mächtigen Händlern werden hier vor allem Touristen von Schlangenbeschwörern angesprochen und ehe sie sich umsehen können, wird der Arm gegriffen und man hat eine Schlange um den Hals. Manchmal sitzt auch ein kleines Äffchen auf der Schulter, welches man nur durch entsprechende Entlohnung wieder los wird. Natürlich wurde auch kräftig eingekauft. Nicht nur im Ensemble Artisanal, das Handwerkskunst zu Festpreisen anbietet, sondern auch in einigen Läden des Souks der Altstadt. Unser letzter Abend in Marokko war auch der letzte des Jahres. Nach dem Packen gingen wir auf die Dachterrasse unsers Hotels, um dort ins neue Jahr zu starten. Wir warteten auf ein gewisses Spektakel. Doch was wir sahen war: Nichts. Kein Jubel, keine Party, kein Feuerwerk. So ruhig, dass es schon wieder unglaublich schön war. Nach ein paar Minuten konnten wir ein kleines Feuerwerk einige Kilometer entfernt entdecken, dass wohl einer privaten Feier entstammte.

Bei der Abgabe des Mietwagens am nächsten Morgen erlebten wir nochmal die „Gelassenheit“ des Landes. Während wir 5 Minuten vor der kommunizierten Öffnungszeit um 7 Uhr das Auto geparkt hatten, kamen die Bediensteten erst gegen halb acht. Immerhin gab es keine Beanstandungen und wir konnten uns durch die vier Kontrollen zu den Gates aufmachen. Auf dem Rückflug mit Nouvelair wurde mir beim Bordservice ein komplett durchgefrorenes Tablett gereicht. Es lag nicht nur Eis drauf, auch das Brötchen war so steinhart, dass man damit Nägel in die Wand hätte klopfen können. In München angekommen konnten wir noch die untergehende Sonne hinter überfrorener Landschaft genießen, an die Temperaturen mussten wir uns ja nicht mehr so gewöhnen…

Abschließend kann ich nur sagen, dass wir uns trotz der Sicherheitshinweise auf der Seite des Auswärtigen Amts zu keiner Zeit unwohl gefühlt haben. Da wir aber auch nur in den größeren und typischen Touristenstädten unterwegs waren, kann das in anderen entlegeneren Regionen anders aussehen. Was wir aber mitbekommen haben, waren die häufigen und strikten Kontrollen an den Straßen. Die Marokkaner haben immer gewartet bis sie durchgewunken wurden,  wir selbst wurden aber nie kontrolliert. Bemerkenswert waren auch die häufig in zivil bekleideten Polizisten, die v.a. auch in Marrakesch bei der Präsidenten-Durchfahrt in Erscheinung traten.

Reisetipps:

  • Händler-Anfragen mit einem freundlichen „Danke, nein.“ beantworten
  • Über ein kleines Trinkgeld freuen sich viele und öffnet einem manche sonst verschlossene Tür
  • Bei einer Kameltour in die Wüste einen ordentlichen Sattel auswählen, wo der Griff noch nicht abgebrochen ist und die als Sattel gefalteten Decken dick und bequem genug sind

Fototipps:

  • Nicht einfach Leute ungefragt fotografieren, sondern nett vorher um Erlaubnis bitten, sie reagieren sonst häufig etwas gereizt. Ein Lächeln hilft oft weiter und wenn nicht, sich genauso freundlich verabschieden.
  • Staubdichte Beutel bzw. Taschen mitnehmen, die helfen in der Wüste enorm
  • Stative sind nicht überall erlaubt und teils unpraktisch in den engen Gassen