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Tag 74-75: Fuji-Q – was für ein irrer Freizeitpark

9.10.: Drei der wohl krassesten Achterbahnen auf einmal im Fuji-Q

Heute sollte eigentlich eine Fahrradtour mit Leila anstehen. Doch schon als wir beschlossen, nur mal kurz am Freizeitpark vorbei zu sehen, war mir klar, dass das wohl auf einen Besuch hinauslaufen wird. Vom Bus aus hatte der Park eher den Eindruckt erweckt, doch schon recht alt zu sein und keine große Attraktion zu haben, außer eine traditionelle Achterbahn, denn die überragte eigentlich alles. Doch wie kann man sich täuschen. Klar – diese Bahn war immens, denn sie war ja auch die größte der Welt (zumindest beim Eintrag ins Guinnesbuch der Rekorde damals 2006). Also sind wir gleich mal in diese Bahn, die King of Coasters, die Fujiyama, gegangen. Und was soll ich sagen? Es war die längste mit knapp vier Minuten sowie die höchste mit einer Starthöhe von 78 Metern. Zwar hatte sie keinen Looping, doch auch so wurde die Fahrt nie langweilig. Danach wollten wir gleich mal die rote ausprobieren.

Mit „rote“ war die Eejanaika (www.eejanaika.jp) gemeint. Der Waggon sah aus wie eine Spinne. Auf jeder Seite saßen zwei Personen auf sitzen, die drehbar waren. Momentan gibt es nur ein paar 4D-Achterbahnen weltweit. Nach 110 Minuten warten im Schatten, was uns hatte echt etwas frieren lassen, durften wir den Korridor zur Vorbereitung betreten. Als erstes wurden wir auf den Rücken gedreht und so nach oben gezogen. Dass oben eine kleine Delle auf uns wartete wusste ich bereits, denn das vom Bild her zu sehen gewesen. Was dann geschah, kann ich hier gar nicht in Worte fassen, denn es war einfach unbeschreiblich. So sind wir einen Looping von oben angefahren, haben uns dann aber so gedreht, dass wir mit dem Kopf voraus wieder rausgekommen sind. Unglaublich. Manchmal habe ich gar nicht gewusst wo ich war. Nach dieser Fahrt haben mir echt mal die Worte gefehlt. Und das soll was heißen.

Nach dem Essen sind wir in Richtung der World Bucchigiri Coaster Dodonpa gegangen. Das ist eine Bahn, wo man in kürzester beschleunigt wird. Auch hier mussten wir über eine Stunde anstehen. Leider stimmten die Zeiten. Naja, irgendwann war es dann soweit und wir saßen in der Bahn. Auch hier musste ich meine Brille wieder abnehmen. Dabei ging es doch nur vorwärts. Auf der Startposition wurde dann der Countdown von 3 gezählt und dann ging es los. Wir wurden mit 4,25 g beschleunigt auf 172 km/h!!! Das war von 2001-2003 die schnellste Achterbahn der Welt. Nach der Geraden ging es in eine steile Rechtskurve. Dann wurden wir gerade hoch gefahren, Auf dem Bogen in der Luft hatten wir viel Airtime. D.h. wir waren wie schwerelos. Es fühlte sich echt lange an und irgendwie leicht komisch. Irre! Ich hätte hier im Fuji-Q noch Wochen verbringen können.

10.10.: Spaziergang und Onsen

Heute stand nur ein kleiner Spaziergang um den Lake Kawaguchiko an. Leider hat sich der Fuji mal wieder nicht von seiner Schokoladenseite gezeigt und blieb wolkenverhangen. Am Abend ging es dann noch in ein traditionelles Onsen, ein japanisches Bad. Als erstes muss man sich mal gründlich mit allen möglichen Shampoos waschen. Deren Sinn hatte ich nicht so ganz verstanden, denn so weit war mein Japanisch noch nicht. In welches Becken man dann als erstes geht wusste ich nicht und bin erstmal in ein leeres gegangen. Nachdem das mit dem Stadtblick irgendwann langweilig wurden, ging ich in eine Sauna mit 96°C. Mann hat es mir da den Dampf rausgehauen, und zehn Minuten können echt lange sein.

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Tag 72-73: Erfolgreicher Gipfelsturm am Mt. Fuji

7.10.: Fuji-Aufstieg

Heute ging es mit Rainer und Stefan zusammen im Bus zum Mount Fuji. Zuerst mussten wir dazu nach Kawaguchiko, einem Ort am Fuß des Vulkans, fahren, von wo es mit einem anderen Bus zu der 5. Station ging. Auf dem Weg zu den Häusern, die auf 2300 m liegen, sprach uns im Bus ein Amerikaner an, ob wir auf den Berg wollen, denn er ist alleine und würde gerne Gesellschaft haben. Normal bin ich bei Amerikanern da etwas vorsichtig, da sie sich manchmal zu viel zumuten. Doch Juri schien gut vorbereitet zu sein, was Ausrüstung und Inforation betrifft. Also haben wir einen Zeitpunkt für den Abmarsch ausgemacht. Stefan wollte auch mitgehen, konnte aber kein ausleihbares Equipment finden, das oben sicher nötig gewesen ist. Nach ein paar klärenden Anrufen, ob die eine Hütte auch noch offen hat, gingen wir los. Nach drei Stunden erreichten wir die entsprechende Hütte, wo derzeit nur ein paar Arbeiter hausten, die uns nur widerwillig Einlass gewährten. Dann wollten sie auch noch den normalen Hüttenpreis. Dieser Lag bei 5250 Y, was etwas knapp 40 Euro sind. Aber welche andere Wahl hatten wir: keine. Also blieben wir hier für die nächsten sechs Stunden, um uns auszuruhen. Das Abendessen fiel etwas spärlich aus, denn im Ort hatte ich keine Zeit mehr, etwas zu kaufen und auf der 5. Station gab es nur Süßigkeiten als Andenken. Zum Glück hatte Juri etwas, das er entbehren konnte. So haben wir uns dann auf Decken etwas schlafen gelegt.

8.10.: Kalte Füße auf dem Gipfel des Mt. Fuji

Gegen viertel zwei klingelte dann unerbitterlich der Alarm und ich wäre gern noch liegen geblieben. Doch es hieß Sachen packen und für den Aufstieg vorbereiten. Leider hatten wir ein schlechtes Wetter erwischt, was bedeutet, dass es schon jetzt regnet. Mit Stirnlampen bewaffnet starteten wir gegen zwei Uhr unser Abenteuer. Mit zunehmender Höhe wurde auch der Wind stärker. Noch hielt meine Windstopper-Hose den äußeren Bedingungen stand. Gegen halb vier begann es dann leicht zu schneien, was natürlich mit der Höhe immer mehr zunahm. Da ich keine richtigen Bergschuhe, sondern nur Wanderschuhe (die zwar eine bei diesen Bedingungen wirklungslose GoreTex-Membran hatte) für die Besteigung hatte, waren gegen vier die Zehen meines linken Fußes nicht mehr zu spüren. 30 Minuten später folgte der rechte Fuß. Ich hatte zwei Möglichkeiten: In der Dunkelheit allein Absteigen oder mit Juri weiter aufsteigen, um dann bei erstem Tageslicht abzusteigen. Ich entschied ich nach kurzem Überlegen für letzteres, da es nachts schon echt dunkel ist. Natürlich war das Laufen ohne richtiges Gefühl nicht ganz so einfach auf den mit Schnee bedeckten Steinen. Dann fingen auch noch die Finger wegen zu dünnen Handschuhen an, zu frieren.

Gegen dreiviertel sechs erreichten wir den Gipfel, wo verschlossene Hütten vor uns standen. Normal ist da ein Postamt und sicher auch jede Menge an Getränkeautomaten. Da schon seit 25. August die Saison beendet ist, war alles für den Winter verbarrikadiert. Immerhin konnten wir einen kurzen Blick in den Krater werfen. Nachdem ich mir meine Trockene Kleidung gegen die verschwitzte ausgetauscht hatte, machten wir uns wieder an den Abstieg. Dort oben gab es sowieso nur kalten Schneesturm, der einen jede Minute, die man stand nur noch mehr auskühlte. Mit dem Gefühl, zwei Klötze an den Beinen zu haben machte ich mich an den Abstieg. Den Sonnenaufgang konnten wir wegen viel zu viel Bewälkung oben am Gipfel nicht sehen, doch half uns das erste Licht, relativ sicher abzusteigen. Doch hatte der Schnee, der oben über 10 cm hoch war, die Steine rutschig gemacht. So ist es halt passiert, dass ich unter einen Stein gerutscht bin, das nicht gespürt hatte (wie auch?) und es mich dann mal gepflegt hingefetzt hat. Das hat dann später zu einem ananasscheibengroßen koronalen Hämatom an der Hüfte geführt. Nach ca. einer Stunde Abstieg fing mein linker Fuß wieder an, Gefühle zu entwickeln. Der rechte folgte ihm nach einer weiteren Stunde. Auf den Fotos konnte ich im Nachhinein schön sehen, wie viel tiefer sich die Schneegrenze in der Nacht verschoben hat.

Gegen halb elf morgens war ich wieder an der fünften Station, wo ich erstmal meinen Rucksack mit den in Schließfächern zurückgelassenen Sachen bepackte. Zurück in Kawaguchiko wollte ich gleich nach Kyoto weiter, doch da keines von den Hostels im Lonely Planet ein Zimmer frei hatte und ich gerade keinen Internetzugang hatte, ging ich in die Touristeninfo, wo ich glücklicherweise einen Flyer von einem Hostel hier sah. Da ich kaputt, durchgeschwitzt, müde, hungrig, kalt und vor allem nass war, wollte ich nur eine Nacht zum pflegen und trocknen bleiben.

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