Tag 20-26: Olympia Teil 2

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16.8.2008: Das erste Mal Birds Nest
Heute morgen durfte ich also endlich mal ins Birds Nest. Es ist einfach ein unglaubliches Stadion. Es richtig in Worte zu beschreiben ist schwer. Es gab zwar viele Verbesserungsmöglichkeiten, die aber eigentlich alle im organisatorischen Bereich mit der Verpflegung lagen. Am Vormittag war es noch relativ langweilig, was sich abends aber sehr geändert hat. Denn da stand das von vielen erwartete Finale der Herren über 100m statt. Das sollte dann auch zum Schaulaufen von Usuain Bolt werden, der einen neuen Weltrekord aufgestellt hat. Und dabei hat er vor dem Ziel schon die Arme hochgerissen und ist nur noch ausgelaufen. Super war auch, dass ich am Nachmittag und in der Nacht das Stadio0n von der gleichen Position fotografieren konnte. Eindrucksvoll! Zwischen der Morgen- und Abendveranstaltung wollte ich eigentlich zum Handball gehen, um die Deutschen Herren mir gegen Russland anzusehen, doch es gab leider keine Tickets, nicht einmal auf dem Schwarzmarkt. Und dabei war die Halle mal wieder nur halb voll. Schade einfach. Dafür habe ich mir dann den kitschigen Olympia-Umzug durchs Olymic Green angesehen. Danke auch. Ach ja, das einzige richtige Essen auf dem ganzen Gelände war McDonalds und das für 150.000 Zuschauer! Lecker so ein Salat mit Putenstreifen.

17.8.2008: Wie bastelt man sich eine Anlaufbahn?
Heute im Stadion wurde ich Zeuge einer Chinesischen Meisterleistung. Irgendwer hatte wohl was von einer zu kurzen Anlaufbahn beim Weitsprung gesagt. Kein Problem, die können wir ja verlängern. Also kamen viele Arbeiter die Platten verlegten, eine Laufbahn und kehrten. Erstens war das völlig uneben und daher ungeeignet und zweitens war das mitten im Weitsprung-Wettkampf. Aber schaut Euch die Bilder an, die sagen mehr als Worte. Dazwischen habe ich noch den Weltrekord über 3000 Meter Hindernis der Damen gesehen. Das war super, denn der Stadionsprecher hat gesagt, wie sie liegt und das Stadion ist mitgegangen. Besser als der Quickie am Vortag. Nachdem dann auch noch der Haile gelaufen war, hat sich mein Abend dem Ende geneigt.

18.8.2008: Stabhochsprung als Highlight
Heute Morgen bin ich erstmal spät rausgekommen, da die Leichtathletikveranstaltung gestern bis um Mitternacht gedauert hat und ich danach noch die üblichen ca. 1,5 Std. nach Hause gebraucht habe. Daher hatte ich die ersten vier Innings vom Spiel Südkorea gegen Chinese Taipei verpasst. Aber das was ich dann gesehen habe, hat echt Spaß gemacht. So hatten beide Länder große Fanblöcke, die kräftig am Anfeuern waren.
Am Abend stand dann alles unter dem zeichen von Isinbaeva, die nicht nur angetreten war, Gold im Stabhochsprung der Damen zu holen, sondern auch ihren eigenen Weltrekord verbessern wollte. Ihren ersten Sprung meisterte sie locken und für sie nur zur Bestätigung, dass sie auch mitspielt, während andere da schon ausgeschieden waren. Mit ihrem zweiten Sprung holte sie sich die Goldmedallie. Dann waren alle gespannt, da sie dann die Latte um 20 cm auf die mögliche Weltrekordhöhe von 5,05 Meter legen ließ. Bei den ersten beiden Versuchen hatte sie die Latte gerissen und es machte den Eindruck, als ob sie am überlegen war, jetzt aufzuhören. Mittlerweile waren alle anderen Wettkämpfe beendet und es folgte nur noch ihr letzter Sprung. Leider haben das viele Chinesen gar nicht kapiert, was hier abläuft, da sie schon das Stadion verlassen hatten. Als sie dann anlief herrschte eine Gänsehautstimmung, die dann in tosenden Jubel umschlug, als sie es tatsächlich schaffte. Das war mein bester Moment während den ganzen Olympischen Spielen.

19.8.2008: Heute mal kein Event
Heute hatte ich mal als einzigen Tag keine Veranstaltung. Dafür durfte ich umziehen, da meine Bleibe nicht für die Ewigkeit war. Für eine Nacht zog ich zu einer Bekannten ins Hotel. Der Umzug mit meinen vielen Taschen war zum Glück nicht der Akt, da ich in der Metro nicht umsteigen musste. Danach ging es gemeinsam kurz zum Silk Market, einer Halle, wo nur gefälschte Waren verkauft werden. Zum Glück konnte ich die Schuhverkäufer schnell ruhigstellen, als ich ihnen meine Füße zeigte. Da mir abends gegen zehn die Idee kam, Haare schneiden wäre auch toll, bin ich noch mal raus, um zu gucken, ob der Friseur, den ich am Vormittag gesehen hatte, noch offen hat. Und sieh da. Er hatte noch offen und so ließ ich mich auf dieses erste Experiment ein. Ich deutete nur mit den Fingern an, dass ich die Haare kürzer wollte. Zwar deutete er an, das verstanden zu haben, hatte aber einen eher eigenwilligen Schneide-Stil. So hat er recht komisch geschnitten, aber das Resultat kann sich, glaube ich, sehen lassen. Für das gemeinsame Foto musste ich mich aber setzen, da er leider nur so laufende 1,60 m oder weniger war.

20.8.2008: Hostel ich komme
Heute verließ ich das Hotel, um das im Internet gefundene Hostel zu finden. War nicht so einfach, erst mit Hilfe eines netten Polizisten, einer Telefon-Hotline sowie zum Glück meinen eigenen Augen kam ich dort an. Zuerst wollten sie nicht den im Internet buchbaren Tarif von 91 Yuan, sondern 200. Als ich meinte, wenn ich denn nicht bekomme, gehe ich, buche und komme wieder, ging alles ganz fix und ich hatte den Preis. Viele Hostels hatten bis zum 24.8. die Preise kräftig angehoben. Beispiel: Während der Olympiade kosteten viele Hostels so um die 360 Yuan, ab dem 25. August aber wieder den ursprünglichen Preis von 60 Yuan (10 Yuan sind ca. 1 Euro). Da hatte ich noch mit Abstand ein günstiges gefunden. Verwunderlich war nur, dass kaum Westler, sondern eigentlich nur Chinesen dort waren.
Heute konnte ich wenigstens einmal während der gesamten Olympiade einen Deutschen bei der Siegerehrung sehen. Es war Thomas Bach vom IOC, der die Medallien überreichte. Ansonsten war heut wieder ein Tag der Usuain Bolt-Festspiele. Er lief über die 200m einen weiteren Weltrekord. Manche meinen Doping, doch fand ich etwas anderes viel auffälliger. Wenn man von diesem Lauf heute mal nur den Lauf auf der Zielgeraden ansieht, stellt man fest, dass sein Laufstil ganz anders ist, als der, den die anderen Mitstreiter haben. Er läuft viel abgehackter und nicht so rund. Wäre zu mindest ein möglicher Ansatz.

21.8.2008: Moderner 5-Kampf
Da gestern die Leichtathletik-Veranstaltung wieder recht lange gedauert hat, war es für mich unmöglich um sechs Uhr schon das Haus zu verlassen, um pünktlich zur ersten Disziplin, dem Schießen zu kommen. Ich bin dann eben beim Fechten eingestiegen, das aber wegen der Kürze und nur einem Siegpunkt nicht so spannend war. Da ging es eher für die Sportler ums Punktesammeln.
Danach bin ich kurz zum Public Security Bureau gegangen, um mich wegen meiner Visumverlängerung schlau zu machen. Die Dame dort meinte, das sei alles kein Problem. Noch dachte ich das auch. Ich hatte mir alles erklären lassen.
Zurück im Stadion standen noch Springreiten und der finale 3000m-Lauf an. Wie Schwimmen geht, weiß ich ja auch. Springreiten war aber echt mal ein Erlebnis. Auf Grund der zugelosten Pferde waren alle 36 Teilnehmer spannend, denn manchmal machte der Gaul einfach was er wollte. Einer konnte gar nicht springen, da das Pferd immer wieder am Hindernis vorbei zum Ausgang lief. Ein anderer riss ganze Hindernisse um. Leider gab es auch einige ungewollte Abgänge, die nicht wirklich so wegzustecken waren. Der abschließende Lauf war dann in Verfolgungslauf. So starteten die Läufer mit Abständen, die den Punkten entsprachen, so dass der erste, der durchs Ziel läuft auch Gold gewinnt. Insgesamt eine klasse Veranstaltung.

22.8.2008: 50km Gehen & Handball Halbfinale
Heute sollten die 50km Gehen anstehen. Ich hab mich darauf beschränkt den Zieleinlauf anzusehen. Das war aber echt klasse, denn der letzte wurde eigentlich am meisten gefeiert, und das, obwohl er 45 Minuten nach dem Ersten ankam.
Danach bin ich zu Japan Airlines gegangen, um meinen Flug zu verlegen. Das war einfacher als gedacht und in fünf Minuten erledigt. Danach ging es wieder zurück, da ja die Halbfinalspiele der Handballer anstanden. Leider war, wie so oft, die Halle nur halb voll. Ein paar lieblos platzierte Schulklassen konnten den Eindruck nicht ändern.

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